Die Wichtigkeit des Vergessens in digitalen Zeiten
Viktor Mayer-Schönberger erläutert in seinem Buch „Delete“, warum es so wichtig ist, auch für das Internet gleichsam einen Mechanismus des Vergessens zu entwickeln. Denn das Vergessen hat durchaus wesentliche Funktionen, etwa das Filtern von relevanten Informationen. Im Vergessen manifestiert sich bis zu einem gewissen Grad auch die Weiterentwicklung einer Persönlichkeit, die auf diese Art und Weise (Informations-)Ballast abwirft. Mayer-Schönberger hat in seiner Arbeit konkrete Vorschläge entwickelt, z.B. ein Ablaufdatum für Informationen im Internet, was auch einen gewissen Schutz von Privatpersonen unterstützen würde. In der Diskussion wurden folgende Fragen angesprochen und debattiert:
- Ist das Vergessen nicht auch eine Grundvoraussetzung für das Verzeihen?
- Lassen sich Google, Facebook und Co. überhaupt regulieren?
- Was wünschen sich die User vom Intenet? Nach welchen Regeln soll es funktionieren?
- Ist es möglich, globale Regelungen für das Internet durchzusetzen?
- Widersprechen Vorschläge für derartige Regelungen nicht der Grundidee des Internet, möglichst frei und selbstregulierend zu sein?
Viktor Mayer-Schönberger
Viktor Mayer-Schönberger ist Professor für “Internet Governance and Regulation” an der Oxford University. Im Bereich der Forschung fokussiert er auf die Rolle von Information in einer vernetzten Wirtschaft. Vor seinem Wechsel zur Oxford University war Mayer-Schönberger zehn Jahre an der Kennedy School of Government in Harvard tätig. Mayer-Schönberger hat bislang sieben Bücher und über hundert wissenschaftliche Artikel publiziert. Sein jüngstes Buch „Delete: The Virtue of Forgetting in the Digital Age“ (Princeton University Press 2009) wurde von zahlreichen Medien kommentiert und als Anlass genommen, um über dieses Thema zu berichten (z.B. New York Times, Guardian, Le Monde, NPR, BBC, Wired). Inzwischen sind einige Ideen, die Mayer-Schönberger in dem Buch artikuliert, auch zu politischen Vorhaben avanciert, etwa in der Europäischen Union. Der gebürtige Österreicher startete seine Karriere 1986 als Unternehmensgründer der “Ikarus Software”, eine auf Datensicherheit spezialisierte Firma. Mayer-Schönberger berät zahlreiche Unternehmensvorstände und Organisationen weltweit, darunter etwa Microsoft oder das World Economic Forum. Mayer-Schönberger studierte Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, u.a. in Harvard und an der London School of Economics.
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