Wenn's ums Ganze geht
22. Februar 2012  |  Frühstück mit Katja Kullmann

Warum es heute so kompliziert ist, eine Haltung zu haben.

In ihrem Buch „Echtleben. Warum es heute so kompliziert ist, eine Haltung zu haben“ verweist Katja Kullmann auch auf ein Zitat von Ödön von Horvath aus dem Jahre 1930, das für sie nach wie vor brandaktuell ist: „Wenn ich mich nicht irre, hat es sich allmählich herumgesprochen, dass wir ausgerechnet zwischen zwei Zeiten leben.“ Katja Kullmann, Jahrgang 1970, schilderte beim Frühstück anschaulich die Irritation, die ihre Generation durchlebt, da einige Selbstverständlichkeiten unterwegs irgendwie abhandengekommen sind. So etwa das „Aufsteiger-Versprechen“, also eine ehrliche Leistungsgesellschaft oder auch das „soziale“ der sozialen Marktwirtschaft. Kullmann warf in ihrer Einleitung der Diskussion eine Reihe von Fragen auf, auf die es – wie so oft – keine einfachen Antworten gibt:

  • Wie lebt man in Zeiten wie diesen als verantwortungsvoller und selbst-verantwortlicher Staatsbürger?
  • Was wurde aus den mutigen Konzepten der heute 40jährigen, die von echter Unabhängigkeit träumten und Alternativen zu den alten Schemata und Strukturen entwickeln wollten[nbsp]und sich heute im Prekariat wiederfinden?
  • Warum ist die Leistung der allerorts hochgepriesenen Kreativwirtschaft kaum etwas wert (angesichts des Lohndumpings in diesem Bereich)?
  • Schwingt das Pendel wieder zurück und entwickelt sich ein neues, solidarisches Weltbürgertum?
  • Was macht die Generation der heute 20-Jährigen anders? Macht sie etwas anders?

Katja Kullmann

Katja Kullmann wurde 1970 im Rhein-Main-Gebiet geboren und hat seither häufig den Wohnort und die Perspektive gewechselt. Sie schreibt Bücher, Essays, Reportagen und Kolumnen über Gesellschaftspolitisches, den Geschlechtertanz, die wundersame Welt der Arbeit, über Soziales, Kultur, Reisen und Psychologie. Im Juni 2011 erscheint Ihr neues Buch „ECHTLEBEN. Warum es heute so kompliziert ist, eine Haltung zu haben“ im Eichborn Verlag. Ihr erstes Sachbuch „Generation Ally. Warum es heute so kompliziert ist, eine Frau zu sein“ (Eichborn, 2002) wurde mit dem Deutschen Bücherpreis ausgezeichnet und in vier andere Sprachen übersetzt. 2004 erschien ihre Erzählung „Fortschreitende Herzschmerzen bei milden 18 Grad“ (Kiepenheuer [&] Witsch). Als Redakteurin, Ressort-Leiterin, Blattmacherin, Reporterin, freie Autorin und Textchefin war und/oder ist sie unter anderem für dpa, die Financial Times Deutschland, die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die Frankfurter Rundschau, FREITAG und taz tätig, außerdem für EMOTION, FÜR SIE, GALA, die Gruner+Jahr-Wirtschaftspresse, PETRA, PRINZ, den deutschen ROLLING STONE und den Zürcher Tages-Anzeiger. Mehrere Jahre schrieb sie zudem als Stammautorin für EMMA. Das Magazin CICERO zählte Kullmann zu den „hundert wichtigsten deutschen Denkerinnen” (2008). Katja Kullmann lebt derzeit in Hamburg.



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